Lothar Quinkenstein (Poznań)

"Unnachahmliche polnische Nostalghia..." oder Rousseau in Galizien. Zu einigen Aspekten der deutschsprachigen Rezeption polnischer Gegenwartsliteratur

Gegenstand des Referates sind Merkmale einer deutschsprachigen Rezeption polnischer Literatur, die insbesondere nach dem Jahr 2000 sichtbar wurden, als Polen – als Ehrengast der Frankfurter Buchmesse – eine Zeit lang einige Aufmerksamkeit auf sich zog. Als Ausgangspunkt der Überlegungen werden bewusst publizistisch-feuilletonistische Aspekte gewählt, da davon auszugehen ist, dass solche Beiträge aufgrund ihrer weiteren Verbreitung stärkere Wirkung entfalten als explizit literaturwissenschaftliche Texte.

Auffallend an der besagten Rezeption ist der Versuch, „Mittel(ost)europa“ als utopischen Raum zu etablieren, der eingepasst wird in zivilisationskritische Argumentationen, die zugleich das zentrale Moment des erneuten Mitteleuropa-Diskurses der 1980er Jahre ignorieren: seine dezidiert politische Motivation nämlich, die sich gerade nicht über die historische Wirklichkeit hinwegsetzen, sondern deren Gewicht zu Bewusstsein bringen wollte.

Anhand ausgewählter Beispiele sowie im Rückbezug auf eine Diskussion zur Asymmetrie der Perspektiven in diesem „West und Östlichen Gelände“ soll die ahistorische Umdeutung eines mittel(ost)europäischen Raumes dargestellt werden, die mit der vermeintlichen Wiederentdeckung des „Occident kidnappé“ (Milan Kundera) einen romantischen Eskapismus fortschreibt, der die Dimensionen des Wandels von 1989 im Grunde ignoriert.

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