Alexander Höllwerth (Prag)

Sachar Prilepins Roman Sankya oder die Erzählung vom Scheitern der Transformation in Russland

Der 1975 geborene Sohn eines Hochschulprofessors ist nicht nur ein Mann des Wortes, sondern auch ein Mann der Tat. Prilepin beteiligte sich an sog. „Antiterroreinsätzen“ in Tschetschenien und ist Mitglied der Nationalbolschewistischen Partei, dessen Gründer Eduard Limonov (geb. 1942), ein enfant terrible der russischen Kultur, den nahezu erotischen Reiz der politischen Aktion zum Parteiprogramm erhebt. Der junge Protagonist des 2006 im Ad-Marginem-Verlag erschienenen Romans Sankya ist ein von der Generation seiner Eltern enttäuschter junger Mann, der sich einer extremistischen politischen Bewegung anschließt – unschwer nur sind die Nationalbolschewisten Limonovs in ihr zu erkennen. Als Mitglied dieser Bewegung setzt er sich in Aktionen, aus denen der Leser eher einen pubertären Zerstörungsdrang (oder vielleicht: einen junvenilen Nihilismus?) herauslesen mag, für seine über alles geliebte russische Heimat ein.

Der Beitrag wird versuchen, diesen Roman vor dem Hintergrund politischer und ideologischer Entwicklungen im postsowjetischen Russland zu lesen. Der Roman Prilepins wirft ein aufschlussreiches Streiflicht auf die psychologische und intellektuelle Entwicklung einer Generation von Russen, die weder an die „alten“ Ideale ihrer Eltern noch an die neuen marktwirtschaftlich-demokratischen Werte (europäisch-amerikanische Importwaren) zu glauben vermögen – und in ihrer Leere das vermeintlich „Große“, „Starke“ und „Attraktiv“ suchen und dabei in die Fänge eines zerstörerischen politischen Extremismus geraten. Ist dieser Roman ähnlich wie etwa die ebenfalls 2006 erschienene Antiutopie Den opricnika (dt. Der Tag des Opritschniks) des russischen Starautors Sorokins etc. ein Abgesang auf die Transformation Russlands?

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