Agnieszka Palej (Kraków)
Im Westen angekommen? Zu den Identitätsentwürfen in den Texten der deutsch-polnischen Migrantenautoren der Postwendezeit
In der heutigen globalisierten Gesellschaft werden die traditionellen Konzepte von Nation, Kultur und Identität immer brüchiger. In der Postwendezeit mit ihrer Vielfalt an Identitätsentwürfen und kulturellen sowie sprachlichen Mehrfachzugehörigkeiten als einem prägenden Faktor von Gesellschaften besitzen viele Kulturschaffende, darunter natürlich auch die Schriftsteller, die Offenheit, das Denken in nationalen Kategorien, die Koppelung von kultureller Identität an ein nationales Territorium, die Grenzen nationaler beziehungsweise kultureller Zuordnung sowie den nationalen Literaturbegriff in Frage zu stellen. In den Werken der Autoren mit Migrationshintergrund kann man neben der Erfahrung der Migration bzw. des Exils, auch die Thematisierung eines Fremdheitszustands, kultureller Verpflanzung und Neuverortung sowie der Auseinandersetzung mit den Fragen der nationalen und kulturellen Identität finden. Viele Autoren mit Migrationshintergrund wollen sich unter den neuen kulturellen Bedingungen, in einer anderen Umwelt durchsetzen, sich im Kulturkreis der neuen Heimat positionieren oder vielleicht sogar ihre kulturelle Identität neu entwerfen, die entweder nicht näher definiert, doppelt oder auch bipolar sein kann.
In dem Beitrag wird der Frage nachgegangen, mit welchen Identitätsentwürfen der Leser in den Texten von zwei auserwählten, in dem deutschsprachigen Literaturbetrieb inzwischen etablierten Autoren mit Migrationshintergrund konfrontiert wird: Gegenstand der Analyse sind der Roman Die Fremde (2005) von Magdalena Felixa sowie der literarische Reiseessay Polski Tango. Eine Reise durch Deutschland und Polen (2008) von Adam Soboczynski.